Witt & Sohn AG: Karsten Witt überlässt Kommandobrücke neuer Generation

Im Namen der Belegschaft überreichten die Nachfolger Clemens Lorf (rechts) und Hans-Georg Mundhenke (links) Henrik und Karsten Witt (Zweiter und Dritter von links) jeweils einen kleinen, im Betrieb gebauten Ventilator. Foto: HassPR

Künftig ist er nur noch der Kapitän auf seinem Segelboot. Die Kommandobrücke seines großen Schiffes, des weltweit führenden Ventilatorenherstellers Witt & Sohn AG in Pinneberg, hat Dr. Karsten Witt (65) nach 35 Jahren jetzt einer neuen Generation überlassen. Und diese heißt mit Dr. Clemens Lorf (38) und Dr. Hans-Georg Mundhenke (43) nach fast 80-jähriger Familien-Ära erstmals nicht mehr Witt.

Farewell mit mehr als hundert Gästen

Zum offiziellen Farewell am 1. März strömten Mitarbeiter aus Pinneberg und den Gesellschaften der Witt-Gruppe, zahlreiche Geschäftspartner und andere Wegbegleiter aus dem In- und Ausland in das Partyzelt auf dem Betriebsgelände am Ziegeleiweg. Mehr als 100 Gäste waren gekommen, um Karsten Witt mit vielen warmen Worten und Geschenken in den Ruhestand zu verabschieden.

Auch Pinnebergs Bürgermeister Thomas Voerste und Bürgervorsteherin Natalina Di Racca-Boenigk ließen sich den Abschiedsbesuch nicht nehmen. Voerste lobte das Unternehmen als einen Weltmarktführer, der maßgeblich zum Erfolg des Mittelstands und der wirtschaftlichen Stabilität in Pinneberg beigetragen habe. „Ihr Name wird lange nachhallen“, sagte er an Karsten Witt gerichtet. Freudig überrascht war Karsten Witt, dass die WEP Wirtschaftsförderung in Person von Marketing-Leiterin Susanne Heyn vertreten war, die alle guten Wünsche ihres anderweitig verpflichteten Chefs Harald Schroers und einen guten Tropfen Rotwein im Gepäck hatte. Per Video-Botschaft meldete sich Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen zu Wort. Er dankte Witt für die 35 Jahre, in denen er Schleswig-Holstein mit der Witt & Sohn AG die Treue gehalten hat, und sagte: „Wir freuen uns, ein solch tolles Unternehmen hier im Land zu haben.“

Auch Pinnebergs Bürgermeister Thomas Voerste und Bürgervorsteherin Natalina Di Racca-Boenigh waren zu Karsten Witts Verabschiedung gekommen. Foto: HassPR

Letztes Familienmitglied geht mit Karsten Witt von Bord

Mit Karsten Witt geht das letzte Mitglied der Familie Witt von Bord. Gegründet hat sein Großvater Willi Witt das Unternehmen vor 79 Jahren als Ingenieursgesellschaft in Eckernförde. 1960 trat sein Vater, Professor Dr. Hans Witt, in die Geschäftsleitung ein und verlegte das Unternehmen, das sich zunächst auf die Herstellung von Ventilatoren für den Schiffbau spezialisiert hatte, nach Pinneberg. 1986, das Unternehmen war inzwischen für viele weitere Branchen tätig, stieg sein drei Jahre älterer Bruder, Dr. Henrik Witt (68), in die Geschäftsleitung ein. 1989 entschloss sich auf Wunsch seines Vaters auch Karsten Witt, aus seiner Unternehmensberatertätigkeit in Kanada in die Geschäftsleitung des Familienbetriebs zu wechseln. Die Brüder, in strategischen Fragen immer einig, brachten das Unternehmen auf einen beachtlichen, internationalen Erfolgskurs.

Mit dem Jahr 2024 beginnt die neue Ära ohne die Witts, die dem Unternehmen allerdings als Aufsichtsratsmitglieder erhalten bleiben. „Da mache ich dann wie früher im Betrieb meinem schon seit Kinderzeiten bestehenden Spitznamen Nilpferd alle Ehre. Tauche schnell mal auf, zeige die Zähne und tauche wieder ab“, scherzt Karsten Witt und meint selbstkritisch, ein wenig patriarchisch sei er manchmal wohl gewesen.

Personal und Umsatz in 35 Jahren verzehnfacht

35 Jahre lang - davon 32 in voller Harmonie mit seinem Bruder, dem Ingenieur, der vor drei Jahren in den Ruhestand ging - manövrierte Karsten Witt als kaufmännischer Kopf das Unternehmen erfolgreich durch glatte und rauhe See. Er reiste rastlos um die Welt, um mit seinem Team Aufträge zu akquirieren und den Witt-Betrieb zu einer international tätigen Gruppe expandieren zu lassen. Er verzehnfachte das Personal der AG auf heute 500 Mitarbeiter und den Jahresumsatz auf 60 Mio. Euro, hinterlässt den Betrieb nun mit dem größten Auftragsvolumen aller Zeiten. „Zehnmal so groß zu werden, das war mein geheimes Ziel, das nur meine Frau kannte“, verriet der frisch gebackene Ruheständler, von dem sein Bruder sagt, er arbeite mit einer ganz eigenen Geschwindigkeit, sei immer schneller als andere, denke stets visionär voraus.

Junge Nachfolger setzen Wittschen Unternehmergeist fort

Mit Clemens Lorf, der 2018 ins Unternehmen kam, und dem Anfang 2024 dazu gestoßenen Hans-Georg Mundhenke haben die Witt-Brüder zwei äußerst kompetente Nachfolger gefunden, die das Lebenswerk der Familie Witt in deren Sinn weiterführen wollen. „Sie werden den Erfolgskurs der Witt-Gruppe fortsetzen und dabei unsere Unternehmenswerte wie respektvolle Zusammenarbeit und flache Hierarchie, Verbindung von Tradition und Moderne, starke Technikorientierung, Nachhaltigkeit, soziales Engagement und Bodenständigkeit weiterleben. Und sie werden die familiäre Betriebsatmosphäre pflegen, weil auch sie sich damit wohlfühlen“, sind sich Karsten und Henrik Witt einig. Clemens Lorf dankte ihnen für ihr tiefes Vertrauen und die herzliche Einbindung in die Witt-Familie. „Eure außergewöhnliche Leistung wird in den nächsten 35 Jahren für uns eine ganz schöne Herausforderung werden“, betonte er und versicherte: „Spezial ist Standard, das war, ist und bleibt auch bei uns das Firmenmotto. So werden wir noch 2059 hier in Pinneberg sein.“

Zeit für Rotwein, Segeln und Vögel

Trotz seines großen Einsatzes als Unternehmer hat Karsten Witt das gelebt, was heute Work-Life-Balance genannt wird, denn er konnte gut delegieren und hatte Henrik Witt auf seiner Seite. Geschäftliches wurde jeden Freitagabend ganz entspannt bei einem Glas Rotwein besprochen. „Mein Bruder hat mich sogar mit meiner Frau in Teilzeit um die Welt segeln lassen. Und für mein Hobby Vogelkunde hat er auch Verständnis gezeigt“, erzählt Karsten Witt. Seit kurzem ist er wieder an Bord seines Segelschiffes und bereist das Mittelmeer. Auch dabei hat er es  - wie bei den Generatoren - mit physikalischen Kräften, den Luftströmen, zu tun. „Luftströme zu beherrschen ist für den Ventilatorenbau immer wieder eine neue Herausforderung, weil sie sich ständig verändern“, sagt Witt. Nun freut er sich darauf, es nur noch als Freizeitkapitän mit Wind und Wellen aufnehmen zu müssen.  

Mehr zur Witt & Sohn AG lesen Sie in unserem Firmenporträt.

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