Wedel, Pinneberg oder Elmshorn - wo sollte das Gründungs- und Technologiezentrum gebaut werden?

"Wir als Kreiswirtschaftsförderung sind in erster Linie daran interessiert, das das GTZ in jedem Fall eine Erfolgsgeschichte wird" äußert sich Dr. Harald Schroers im Zuge der Standortsuche. Foto: HassPR

Das Rennen um den Standort für das im Kreis Pinneberg geplante Gründungs- und Technologiezentrum (GTZ) geht in die zweite Runde. Am 16. Januar hatten die Städte Wedel, Pinneberg und Elmshorn vor dem Wirtschaftsausschuss im Kreistag Gelegenheit, ihre Konzepte für die Ansiedlung in einer jeweils 20-minütigen Präsentation vorzustellen. Diese hatten sie zuvor in einem Interessenbekundungsverfahren eingereicht. Mit der Frage, wer den Zuschlag erhalten sollte, beschäftigte sich ein Gutachter. Seine Empfehlung wird den Kreispolitikern als Entscheidungshilfe dienen. Wann die Würfel endgültig fallen werden, steht noch nicht fest.

Kreistag genehmigte bis zu fünf Millionen

Nach dreijähriger Beratungsphase war für den Kreistag klar: Der Kreis Pinneberg braucht, wie es die WEP Wirtschaftsförderung aufgrund der von ihr mitgetragenen Studie der Regionalen Kooperation Westküste schon länger empfohlen hatte, ein GTZ als innovativen Wirtschaftsmotor. Im Februar 2022 votierten die Politiker mehrheitlich dafür, dass der Kreis gemeinsam mit der WEP Wirtschaftsförderung und einer geeigneten Gemeinde als Standort ein GTZ etablieren und betreiben soll, und stellten für Bau und Ausstattung des Projektes eine kreiseigene Beteiligung von bis zu fünf Millionen Euro bereit.

Entscheidung soll kein Schnellschuss sein

Städte und Gemeinden erhielten in einem Interessenbekundungsverfahren die Möglichkeit, sich als Standort zu bewerben. Pinneberg, Elmshorn und Wedel nahmen daran teil und lieferten abgefragte Daten und Fakten zu ihrem Betreiberkonzept, zur Grundstückslage und -größe sowie zur Finanzierung. Ein für das Thema besonders renommierter Gutachter hatte die Aufgabe, die eingereichten Unterlagen zu beurteilen. Mit seiner Expertise, die Wedel als Favorit ausmachte, gingen die Grobkonzepte Ende 2022 zur Abstimmung in den Wirtschaftsausschuß. Die Politiker folgten der Empfehlung jedoch nicht, sondern gaben den drei Städten die Möglichkeit, ihre Ausarbeitungen am 16. Januar 2023 persönlich vorzustellen. Wer die Ausschussmitglieder am meisten überzeugen konnte, blieb allerdings auch an diesem 16. Januar eine spannende, unbeantwortete Frage. Die Entscheider wollen ihr Votum gut überlegen und keinen Schnellschuss abgeben.

Das bieten die GTZ-Wettbewerber an

Über die Reihenfolge der Konzeptpräsentationen entschied das Los: Wedel, Pinneberg, Elmshorn.

Für die Stadt Wedel machten sich Bürgermeister Gernot Kaser, Pressesprecher Sven Kamin, Wirtschaftsförderer Manuel Baehr und Gastredner Professor Jan-Paul Lüdtke von der FH-Wedel stark. Das Team markierte unter vielen Pluspunkten die gute ÖPNV-Anbindung an Hamburg und die zahlreich in der Stadt ansässigen Hightech-Unternehmen, vor allem aber Wedels einmalige, in vielerlei Hinsicht wirkende Brückenfunktion zwischen Hamburg und dem Kreis Pinneberg, die durch die unmittelbare Lage der Rolandstadt am Rande der Metropole gegeben ist.

Direkt an der Grenze zwischen beiden Städten liegt das für das GTZ reservierte Grundstück im nordöstlichen Teil des 19.000 Quadratmeter umfassenden neuen Businessparks Elbufer - ein gut erreichbares Filetstück in idealem Umfeld, wie es hieß. Von hier aus sei zum Beispiel die auf Hightech und Innovation ausgerichtete und in der Existenzgründung im Bereich IT und Künstliche Intelligenz engagierte Fachhochschule Wedel fußläufig erreichbar. Zwischen FH, Wissenschaft, Stadt und heimischer Wirtschaft bestehe eine auch für ein GTZ nützliche, enge Kooperation. Das Team zeigte sich sicher, dass ein Gründungs- und Technologiezentrum auf den gesamten Kreis Pinneberg ausstrahlen wird.

Für die Kreisstadt Pinneberg warben Bürgermeisterin Urte Steinberg und Wirtschaftsförderin Birgit Schmidt-Harder für den Bau des GTZ in der im südlichen Stadtgebiet gelegenen Parkstadt Eggerstedt. Die zur Verfügung stehende Fläche in dem bestehenden und voll erschlossenen Gewerbegebiet verfügt über eine Gesamtfläche von 19.000 Quadratmetern. Diese Fläche, so führten Steinberg und Schmidt-Harder aus, sei sofort bebaubar, und bei Expansionsbedarf des GTZ stünden Potenzialflächen in vier weiteren Gewerbegebieten in Pinneberg zur Verfügung, die gerade entstehen.

Die Parkstadt Eggerstedt beheimatet bereits mehrere Hightech-Firmen und kann mit sehr viel Grün und bester Verkehrsanbindung punkten. Zu den zahlreich vorgetragenen Standortvorteilen Pinnebergs zählten Steinberg und Schmidt-Harder auch, dass im südlichen Kreisgebiet ein großes Gründungspotenzial und eine hohe Konzentration von Wissenschaft und Forschung mit entsprechenden Fachkräften verortet seien. So sei die Einbindung zahlreicher Institutionen und Netzwerke aus diesem Bereich möglich.

Ebenso hoben sie die gute Erreichbarkeit Pinnebergs durch A 23-Anschlüsse, Fernbahn, S-Bahn und Busse des ÖPNV, darunter eine Direktverbindung zum Hamburger Flughafen, hervor. Dabei sei die Lage an der A 23 perfekt, um den Branchenschwerpunkt eines GTZ in Pinneberg bei dem Zukunftsthema „Energie und Umwelt“ zu verorten - einem Thema, das durch die Energiekrise einen großen Schub erhalten habe. In den vier Westküstenkreisen, zu denen auch der Kreis Pinneberg gehört, entwickle sich entlang der Achse A 23/B 5 mit entsprechendem Tempo die Energieküste. „Und Pinneberg ist mittendrin“, schlussfolgerte Schmidt-Harder.

Die Stadt Elmshorn, für die Bürgermeister Volker Hatje und die städtischen Wirtschaftsfördererin Angelika von Bargen den Hut in den Ring warfen, rechnen sich für ihr „Elmshorner Modell“ beste Chancen aus.

Neben einem ebenfalls vorteilhaften infrastrukturellen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Umfeld für das GTZ in Elmshorn stellten sie einen Unterschied zu den Wettbewerbern in den Mittelpunkt: Elmshorn hat einen Investor an der Hand, der das GTZ im Gewerbegebiet direkt an der A 23 auf einem eigenen, bereits baureifen 7.600-Quadratmeter-Grundstück in direkter Nachbarschaft zum Kreishaus bauen würde. Er sichert die schnelle, fristgerechte Fertigstellung für eine Inbetriebnahme ab Januar 2026 zu und würde die Immobilie an die Betreibergesellschaft, an der mehrheitlich die WEP oder der Kreis und nicht die Stadt Elmshorn beteiligt sein sollten, vermieten.

Dieses Modell würde für die Betreibergesellschaft hohe Sicherheit und Flexibilität bedeuten und für Elmshorn das finanzielle Risiko in Grenzen halten. „Der Kreis muss es querfinanzieren“, fordert Hatje in diesem Zusammenhang. Als zusätzliche Option bietet das „Elmshorner Modell“ die Möglichkeit des späteren Ankaufs des GTZ.  

WEP wünscht sich GTZ als Innovationsmotor und Ansiedlungsmagnet

„Die vorgestellten Konzepte sind sehr unterschiedlich. Deshalb ist es besonders wichtig, das Für und Wider ohne Termindruck sehr sorgfältig abzuwägen“, urteilt auch WEP Geschäftsführer Harald Schroers, der den Prozessablauf der Standortsuche für das GTZ mit seinem Mitarbeiterteam eng begleitet. „Wie auch immer die Politik schließlich entscheidet, wir als Kreiswirtschaftsförderung sind in erster Linie daran interessiert, dass das GTZ in jedem Fall eine Erfolgsgeschichte wird. Wir wünschen uns einen starken Innovationsmotor für Neugründungen, einen Magnet für die Ansiedlung innovativer Betriebe und einen kreativen Ort für den regen Austausch von Wissen und Ideen. Das wird unseren Wirtschaftsstandort um neue moderne Strukturen und zusätzliche attraktive Arbeitsplätze bereichern und noch ein Stück zukunftsfähiger aufstellen. Das Geld, das wir, der Kreis, die Standortgemeinde und andere Partner für das GTZ in die Hand nehmen, ist gut investiert.“

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