Unternehmen beklagen Verordnungsflut

Landrat Oliver Stolz und WEP-Geschäftsführer Harald Schroers (von rechts) staunten über die Vergrößerungsmöglichkeiten der mikrochirurgischen Geräte, die Möller-Geschäftsführer Jens Jürgens ihnen vorführte. Foto: WEP

Sommertour des Landrats: Oliver Stolz und WEP-Geschäftsführer Harald Schroers besuchen Medizintechnik-Unternehmen im Kreis Pinneberg

Medizintechnik ist im Kreis Pinneberg ein wichtiger, überdurchschnittlich wachsender Wirtschaftsbereich mit einem hohen Exportanteil von bis zu 80 Prozent. Um aus erster Hand zu erfahren, wie es kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) dieser Branche geht, führte die diesjährige Sommertour von Landrat Oliver Stolz und WEP-Geschäftsführer Harald Schroers zu drei Firmen. Auf dem Besuchsprogramm standen

  • das Traditionsunternehmen Möller-Wedel GmbH & Co, 100 Mitarbeiter und spezialisiert auf optische Geräte für die Mikrochirurgie,
  • die 2014 gegründete ASPLab Automations AG in Ellerhoop, 15 Mitarbeiter und spezialisiert auf prä- und postanalytische Geräte für klinische Labore, und
  • die 1980 gegründete Medizintechnik Promedt GmbH in Tornesch, 23 Mitarbeiter und spezialisiert auf medizinische Einmalprodukte für die Dialyse, parenterale Ernährung und Schmerztherapie sowie auf Blut-Schlauchsysteme.

Allen drei Firmen gemein: Sie setzen auf höchste Qualität und gehören zu den weltweit führenden Herstellern.

Bei den Gesprächen und Betriebsrundgängen mit den Geschäftsführern und leitenden Mitarbeitern ging es um die Geschäftsmodelle, Erfolge und Chancen wie auch Herausforderungen und Probleme der Betriebe. „Es war beeindruckend zu erfahren, wie sehr die Menschen für ihre Unternehmen und ihre Produkte brennen und mit wieviel Enthusiasmus und Kreativität sie neue Ideen entwickeln, um in ihren Marktsegmenten ganz vorn mitzuspielen“, stellt Harald Schroers fest. Ihr Engagement, so war aber auch von den Firmenlenkern Jens Jürgens bei Möller, Karsten Wittmann und Heino Prüß bei ASPLap sowie Klaus Büttner bei Promedt zu hören, werde von zunehmender Bürokratie gehemmt. Diese drohe ihre Betriebe sowohl personell als auch finanziell zu überfordern. „Bei allen drei Firmenbesuchen war Thema, dass die Fülle der Verordnungen aus Brüssel die tägliche Arbeit erschwert. Der Zertifizierungsdruck belastet kleinere Unternehmen besonders, und dazu kommt die Sorge, dass die geplanten neue europäische „Medical Device Regulation“ diesen Druck weiter erhöhen werden“, erläutert Stolz und Schroers ergänzt: „Der Zertifizierungsaufwand ist für große und kleine Firmen gleich hoch. Aber ob ein großes oder ein kleines Unternehmen dafür beispielsweise zwei Mitarbeiter einsetzen muss, das ist ein gravierender Unterschied.“ Deshalb sei es auf politischer Ebene geboten, hier für gerechtere Bedingungen zu sorgen.

Ebenfalls unter den Nägeln brannte den Firmenchefs das expansionshemmende Thema Fachkräftemangel, von dem auch die Medizintechnikbranche trotz vergleichsweise hoher Löhne und Gehälter spürbar betroffen ist. „Dabei geht es nicht nur um Ingenieure und Softwareentwickler, sondern auch um qualifizierte Mitarbeiter für die Produktion, etwa Feinwerkmechaniker oder Mechatroniker“, berichtet Schroers. Er habe bei dieser Gelegenheit auf die kostenlose WEP-Fachkräfteberatung aufmerksam gemacht, die oftmals helfen könne, das Problem ein wenig abzumildern. Als weitere Schwierigkeit kristallisierte sich in den Gesprächen der öffentliche Nahverkehr des Kreises Pinneberg heraus. Dieser sei vor allem im ländlichen Bereich trotz einiger Verbesserungen immer noch unzureichend und erschwere Arbeitswege, bemängelten die Geschäftsführer. Erfreuliches am Ende der Besuche:

„Die Firmenchefs haben uns versichert, dass sie sich mit ihren Unternehmen im Kreis Pinneberg wohlfühlen und im Falle einer Betriebsvergrößerung bevorzugt einen neuen Standort im Kreis suchen würden“, so Schroers.

Weitere Information zu den Firmen:

www.haag-streit.de

www.asplabauto.com

www.medizintechnik-promedt.de

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