Soft Skills – der Erfolgsfaktor neben dem Fachwissen

Die WEP Beratungsstelle Frau & Beruf unterstützt Frauen dabei, einen unterbrochenen Weg ins Berufsleben wieder aufzunehmen oder sich beruflich neu zu orientieren. In den vergangenen Sommerferien hatte Beraterin Martina Pichon ein Online-Seminar zum Thema „Soft Skills“ angeboten, und auch in der persönlichen Beratung der Frauen spielen diese sogenannten weichen Kompetenzen eine wichtige Rolle. Warum, erklärt die Expertin in einem Interview mit dem WEP Report.

Martina Pichon von Frau & Beruf erklärt in diesem Interview, warum Soft Skills so wichtig sind. Foto: HassPR

Frau Pichon, was sind Soft Skills eigentlich?

Unter Soft Skills ist die Summe aller persönlichen Erfahrungen und Fähigkeiten zu verstehen, beispielsweise Analytik, Organisation, Zeitmanagement, Selbstdisziplin, Selbstreflexion, Begeisterungsfähigkeit und vieles mehr. Auch soziale Kompetenzen, wie Kritik- und Teamfähigkeit, Empathie oder Kommunikationsfähigkeit, gehören dazu.

Und warum ist Ihnen das Thema Soft Skills in der Beratung so wichtig?

Soft Skills werden in der Arbeitswelt immer wichtiger und stellen häufig Schlüsselqualifikationen dar. Je nach Beruf und Tätigkeit werden bestimmte Soft Skills benötigt, um zum Beispiel das bestehende Team zu ergänzen oder den gestellten Aufgaben und Anforderungen gerecht zu werden. Soft Skills sind ein entscheidender Erfolgsfaktor neben den fachlichen Kompetenzen. Eine fachlich gut ausgebildete Verkäuferin zum Beispiel mit guten Kommunikationsfähigkeiten und einem offenen und freundlichen Wesen hat deutlich bessere Chancen als eine Bewerberin ohne diese Fähigkeiten. Ebenso die Wissenschaftlerin, die neugierig und begeisterungsfähig ist, oder die Altenpflegerin, die Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen besitzt. Uns ist dieses Thema so wichtig, da viele Frauen, die zu uns die Beratung kommen, sich ihrer Fähigkeiten gar nicht bewusst sind.

Ihre Soft Skills kann eine Bewerberin um einen Job aber nicht mit Zertifikaten belegen.

Nein, leider nicht. Deswegen werden diese Fähigkeiten nicht wirklich als berufsrelevant wahrgenommen oder ganz außer Acht gelassen. Gerade wenn Frauen lange aus ihrem Beruf raus sind, hören wir häufig den resignierenden Satz „Ich kann ja nichts“.

Und was sagen Sie dann?

Wir erklären dann, dass die „Hard Skills“, also das Fachwissen, nicht alles ist und Fehlendes häufig nachgeholt werden kann. Soft Skills hingegen hat der Mensch einfach mitbekommen oder im Laufe seines Lebens erworben. Diese individuellen Schätze filtern wir gemeinsam mit den Ratsuchenden heraus. Die Frauen sind danach meist überrascht und stellen erfreut fest, dass sie sehr wohl eine Menge können. Eher zurückhaltende Naturen sind beispielsweise oftmals gute Zuhörerinnen. Oder Mütter – sie sind in der Regel Organisationstalente und können schnell und souverän auf sich verändernde Situationen reagieren.

Das macht den Frauen sicher Mut…

… und gibt ihnen das Selbstbewusstsein, sich um Stellen zu bewerben, die sie sich sonst nicht zugetraut hätten, ja.

Sie helfen ja bei den Bewerbungen. Welche Soft Skills gehören hinein?

Für die Bewerbung ist es zunächst wichtig, seine Soft Skills zusammenzutragen, die für den gewünschten Arbeitsplatz relevant sind. Arbeitgeber*innen legen häufig auf Soft Skills besonderen Wert, die die Zusammenarbeit der Beschäftigten untereinander erleichtern und das Team ergänzen. Also zum Beispiel Teamfähigkeit, Kommunikations- oder Kritikfähigkeit. Welche weiteren Soft Skills speziell für den jeweiligen Beruf relevant sind, hängt auch von dem ausgeschriebenen Aufgabenfeld ab und auch davon, welche Soft Skills im Team vielleicht noch fehlen. Eiserne Regel ist aber: nur wirklich vorhandene Fähigkeiten angeben. Sonst entlarvt der Recruiter das spätestens im Bewerbungsgespräch, wenn etwas nicht stimmt.

Und wie bringe ich meine Soft Skills glaubhaft rüber?

Manchmal lässt sich aus einem Arbeitszeugnis etwas zwischen den Zeilen herauslesen, so dass diese Soft Skills mit den Tätigkeiten und Aufgaben dieser Beschäftigung belegt werden können. Oder die Frauen haben ehrenamtlich gearbeitet, womit die Soft Skills untermauert werden können. Wichtig ist, die Soft Skills an passender Stelle im Anschreiben ins Spiel zu bringen. Aber diese sollten nicht nur einfach aufgezählt werden. Stattdessen sollte man sie mit plausiblen Beispielen anschaulich beschreiben.

Wer etwa sagen kann „In meiner Freizeit helfe ich regelmäßig in der Schulcafeteria “, dokumentiert zum Beispiel Team- und Organisationsfähigkeit sowie Zuverlässigkeit.

Oder sie engagieren sich in der Flüchtlingsarbeit. Auch hier zeigen sich Soft Skills, wie Einfühlungsvermögen und Toleranz sowie die Fähigkeit, sich auf neue Herausforderungen einzulassen, und die Bereitschaft, über den „Tellerrand“ zu schauen.

Letzte Frage: Sind Frauen bei den Soft Skills im Vorteil?

Jede Person hat Ihre ganz persönlichen Fähigkeiten, es kommt immer darauf an, welche Soft Skills für die Tätigkeit oder im Betrieb gebraucht werden. Dass Frauen im Vorteil sind, kann man so nicht sagen. Was aber auffällt, ist, dass Frauen sehr häufig weniger Selbstbewusstsein im Umgang mit ihren Soft Skills haben, und da sollten Frauen mutiger und selbstbewusster werden. Sie sollten nicht davon ausgehen, dass das, was sie können, „ja selbstverständlich“ ist und nichts Besonderes. Sie besitzen Fähigkeiten, die einen Mehrwert für die Unternehmen darstellen und gefragt und wichtig sind.

Weitere Information

WEP Beratungsstelle Frau & Beruf
Martina Pichon und Stefanie Pöppelmann
Telefon (04120) 707765
frau-beruf-pi@wep.de

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