Baumschule Heinrich Krohn: Einsatz rund um die Uhr für eine grüne Umwelt
Etwa 1 Milliarde Pflanzen werden im Jahr von den etwa 300 Baumschulen im Kreis Pinneberg, dem größten zusammenhängenden Baumschulgebiet Europas, in hoher Qualität produziert. Darunter auch in der Baumschule Heinrich Krohn in Halstenbek.
In zweiter Generation führt Ulf Krohn den Baumschulbetrieb. Sein Vater Dieter hatte im Alter von 17 Jahren 1957 mit der Baumzucht begonnen. Zuvor wurde seit dem 17. Jahrhundert in der Familie in Halstenbek Landwirtschaft betrieben. Erste urkundliche Erwähnungen reichen sogar bis ins 13. Jahrhundert nach Rellingen zurück.
35 Hektar Baumschulland werden mit Forstpflanzen und Landschaftsgehölzen bewirtschaftet
Gärtnermeister und Groß- und Außenhandelskaufmann Ulf Krohn stieg 1988 in die Geschäftsführung mit ein. Seit 2004 ist er Inhaber des Familienunternehmens und hat den betrieblichen Schwerpunkt auf Forstpflanzen und Landschaftsgehölze gesetzt. Aktuell werden 35 Hektar bewirtschaftet. Im vergangenen Jahr waren es noch 65 Hektar. Die Rückgabe gepachteter Flächen, die nicht in unmittelbarer Nähe zum Betriebsstandort Am Hollen 20 in Halstenbek lagen, haben mit der Entscheidung des 59-Jährigen zu tun, den Betrieb schrittweise zu verkleinern und zum Ruhestand aufzugeben.
Täglich ist Ulf Krohn auf seinen Baumschulfeldern unterwegs. Auf 35 Hektar wechseln sich Bereiche mit frischer Aussaat von Forstpflanzen und Landschaftsgehölzen mit Bereichen, auf denen die Pflanzen im Wachstum sind, ab. (Foto: Sylvia Kaufmann)
Auch wenn sich Ulf Krohn auf sein eingespieltes und erfahrenes Team verlassen kann, kennt er kaum freie Tage oder Urlaub. Sein Arbeitstag an sieben Tagen in der Woche beginnt um 4 Uhr und endet gegen 20 Uhr. Wenn die Flächen bei Trockenheit gewässert werden müssen, dann ist er nicht selten bis 23 Uhr auf den Beinen. Seine 21 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Nationalitäten, die auf den Baumschulflächen arbeiten, sind zum Teil seit vielen Jahren bei ihm beschäftigt. Manche seit Anfang der 1990er Jahre. Sie kommen aus verschiedenen Berufen, wurden von Ulf Krohn eingearbeitet, auf den Umgang mit der Technik geschult und sind bereit, wie er bei Wind und Wetter auf den Baumschulfeldern zu sein. „So eine Arbeit will heutzutage kaum noch jemand machen“, bewertet Ulf Krohn den Mangel an Fachkräften. Helfende Hände für die Saison findet er so gut wie nicht mehr.
Bürokratische Vorschriften verzehnfachen die Büroarbeit
Doch nicht nur der Mangel an Arbeitskräften, auch die Vielzahl an bürokratischen Vorschriften zum Beispiel zur Erfassung und Einteilung der produzierten Pflanzen sowie steigende laufende Kosten erschweren das Dasein einer Baumschule, macht Ulf Krohn deutlich. „Zu Zeiten meines Vaters als Inhaber wurde die Büroarbeit an eineinhalb Tagen erledigt. Jetzt wird sie von drei Vollzeitkräften gemacht und wir werden nicht fertig. Der Bürokratieaufwand hat sich verzehnfacht“, berichtet Ulf Krohn. Seine Ehefrau Jutta und Katja Pabst haben im Büro die Fäden in der Hand.
Sie erfassen etwa 1400 Einzelpositionen an Aussaat im Jahr und pflegen die Daten, da eine Pflanze im Durchschnitt drei Jahre in der Baumschule wächst, in 5000 Partien mit Nummer, Reifejahr, Herkunft, Registernummer und Stammzertifikatnummer ein. Ulf Krohn spricht von einem „unheimlichen bürokratischen Wahnsinn“, entstanden durch politische Entscheidungen auf Bundes- und EU-Ebene. „Die Baumschulerei macht Spaß, was ausbremst sind Bürokratie und wachsende Kosten“, betont Ulf Krohn. Die Kosten würden im Moment schneller steigen als die Baumschuler mit Produktpreisen nachziehen könnten. Die Risikozeit vom Saateinkauf bis zum Pflanzenverkauf nach drei bis fünf Jahren sei für eine Baumschule ein großer Zeitfaktor. „Ich muss jetzt entscheiden, was ich in den nächsten Jahren verkaufen will, ohne zu wissen, ob ich es überhaupt verkaufen kann, weil neue Vorschriften hinzugekommen sind“, macht Ulf Krohn die Crux deutlich. Gerade hat er mehrere Tausend Rotbuchenpflanzen, die er nicht mehr auf dem Markt loswurde, mulchen müssen.
Die Baumschule Heinrich Krohn beliefert bundesweit den Handel und andere Baumschulen mit ihren Forst- und Landschaftsgehölzen. Auch nach Holland, Dänemark, Österreich und Polen gehen beispielsweise Kiefern, Fichten, Rotbuchen, Feldahorn, Wildbirnen, Sanddorn, Esskastanien, Heckenkirschen sowie Klimawandel- und Exotengehölze.
Als Vorstandsmitglied der Gruppe Nord im Verband Deutscher Forstbaumschulen und als Mitglied im Wildsträucherausschuss im Bund Deutscher Baumschulen setzt sich Ulf Krohn mit seinem Fachwissen und seiner Erfahrung ehrenamtlich für die Belange der Baumschulbranche und ihr Wirken für öffentliches und privates Grün sowie Nachhaltigkeit und Vielfalt ein.
Biologische Pflanzenproduktion durch Dämpfen des Bodens vor der Aussaat
Er liebt seinen Beruf und sorgt mit gärtnerischer Leidenschaft dafür, dass auf seinen Flächen Forst- und Landschaftsgehölze in hoher Qualität und in biologischer Pflanzenproduktion heranwachsen. Dafür wird die Erde auf den Baumschulfeldern vor der Aussaat „gedämpft“. Die Behandlung mit Wasserdampf befreit den behandelten Boden von Unkräutern und Krankheitserregern und setzt Nährstoffe zum schnelleren Wachstum der Saat frei. „In der Natur zu sein, etwas zu schaffen und zuzusehen, wie es wächst, ist etwas sehr Schönes. Menschen mit Pinsel in der Hand, sagen Kunst dazu“, beschreibt Ulf Krohn sein Wirken als Baumschuler.
Die Baumschulwirtschaft im Kreis Pinneberg
Die Baumschulwirtschaft im Kreis Pinneberg blickt auf eine 250-jährige Tradition. Wie von Dr. Frank Schoppa, Geschäftsführer des Landesverbandes Schleswig-Holstein im Bund deutscher Baumschulen, zu erfahren war, bewirtschaften aktuell 300 Baumschulen (auch im Nebenerwerb) 3500 Hektar Land. Beschäftigt sind in der Baumschulbranche im Kreis Pinneberg 2500 Mitarbeitende, zuzüglich etwa 1500 Saisonarbeitskräfte.
Der Jahresumsatz der 300 Baumschulbetriebe liegt bei 200 Millionen Euro. Das sind 20 Prozent des bundesdeutschen Jahresumsatzes der Baumschulbranche.
Die Anzahl der Baumschulbetriebe ist in den vergangenen Jahren meist durch Geschäftsaufgabe ohne Nachfolger gesunken. Die verbliebenen Betriebe sind gewachsen und haben ihre Anbaufläche im Durchschnitt verdoppelt.
Die Perspektiven der Baumschulwirtschaft seien vor dem Hintergrund der gewachsenen Bedeutung von öffentlichem und privatem Grün und der Notwendigkeit von Umbauprogrammen für den Wald- und Forstbereich positiv, so Dr. Schoppa. Allerdings würden kleinere Betriebe unter der Bürokratielast und den hohen Umweltanforderungen stöhnen.
Kontakt
Baumschule Krohn
Am Hollen 20
25469 Halstenbek
Telefon (041 01) 410 96